Die vielen einzelnen Geschichten, die für mich Geschichte ausmachen, erfordern es, sich einem Thema immer wieder neu anzunähern, es zu umkreisen und ihm Zeit und Raum zu geben, sich zu entwickeln.
Das bedeutet im konkreten Fall, dass ich mich in der Auseinandersetzung mit der Frage nach den forcierten Herrschaftsenden in unterschiedliche Bereiche einarbeite, mir dazu Wissen aneigne und dieses sich hoffentlich am Ende im Hinblick auf meine Fragestellug bewähren wird.
Bis ich dieses Wissen für die Diss nutzen kann, liegt es nutzlos in meinen Dateien und Gehirnzellen herum. Damit dies nicht so ist, stelle ich mein neu erworbenes Wissen doch lieber ins Netz, hier auf meinen Blog (und nicht bei Wikipedia, damit nicht Punkte, die für mich wichtig sind gelöscht werden und andere Punkte aufgenommen werden, die für mich ohne Belang sind).
Lange Vorrede, nun aber ans Eingemachte:
In der Frühen Neuzeit gab es Ideen, die den Widerstand gegen den Herrscher rechtfertigten (Widerstandstheorien). Eine besondere Gruppe, die diese Widerstandstheorien vertraten, waren die Monarchomachen.
Der Begriff „Monarchomache“ bezeichnet, wörtlich übersetzt einen Kämpfer gegen Monarchen. Genauer bezeichnen Historiker damit überzeugte Gegner monarchischer Herrscher der „falschen“ Konfession, die in den Religionskriegen Mitte und Ende des 16. Jahrhunderts in Erscheinung traten.
Dabei warfen protestantische Monarchomachen katholischen Herrschern Verfehlungen bis hin zur Tyrannei vor und etwas später katholische Monarchomachen protestantischen Herrschern dasselbe. Aus beiden Perspektiven war ein Herrscher der „falschen“ Konfession ein Häretiker und genoß somit keinen göttlichen Schutz. Es wurde sogar als Pflicht angesehen, diese Häretiker vom Thron zu stoßen oder umzubringen.
Die Ideen der Monarchomachen fielen besonders da auf fruchtbaren Boden, wo sich konfessionelle Minderheiten gegen eine als repressiv empfundene Obrigkeit der anderen Konfession durchsetzen bzw. um die freie Ausübung ihrer Religion ringen mussten.
Speziell traf diese Situation auf die Calvinisten in Frankreich, den Nördlichen Niederlanden und Schottland zu.
In allen Ländern gab es jedoch auch gemäßigte Vertreter der Konfessionen und aufgrund der unterschiedlichen Positionen rege Diskussionen um die richtige Herrschaft, Widerstandsrecht und die Ausübung von Religion.
Diese Diskussionen wurden in umfangreichen Schriften ausgetragen, so von Francois Hotman oder in der anonymen Schrift Vindiciae contra Tyrannos. In Schottland wütete wortreich John Knox gegen die „monströse Weiberherrschaft“ der beiden katholischen Königinnen Mary Stuart (Schottland) und Mary Tudor (England) und George Buchanan argumentierte für den Tyrannenmord.
Katholische Monarchomachen, unter ihnen Philipp II. von Spanien, beschuldigten häufig protestantische Herrscher, Aufstände angeführt oder unterstützt zu haben. Ihre Argumentation war aus der Sicht der Herrschenden, die herausgefordert wurden; nicht nur der herrschenden Eliten, sondern in besonderem Maße auch der herrschenden (katholischen) Kirche, für die protestantische Herrscher nur Aufrührer und Rebellen sein konnten und die häufig mit dem Kirchenbann geächtet wurden. So ließ Papst Gregor XIII. (1572-1585) für das Massaker der Bartholomäusnacht eine Messe feiern und für die Ermordung von Wilhelm I. von Oranien ein Te Deum singen.
Die Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Reformierten erreichten aber nicht nur in den theoretischen Schriften neue Höhepunkte, sondern wurden auch in Bürgerkriegen ausgetragen. Von besonderer Relevanz sind dabei die Französischen Religionskriege in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Solche gewalttätigen Auseinandersetzungen, wie sie besonders auch in der Bartholomäusnacht 1572 sich zeigten, führten wiederum zu einer Radikalisierung in den Schriften der Monarchomachen.
Ruhiger wurde es erst, als Kompromisse gefunden wurden, religiöse Minderheiten in das Gemeinschaftsleben zu integrieren, wie z.B. das Edikt von Nantes 1598.