Zeitschriften im 18. Jahrhundert

Nach wie vor bin ich sehr dankbar, dass bereits viele historische Zeitschriften im Internet – meist kostenlos – zur Verfügung stehen. Zeitschriften können sehr spannende Quellen abgeben, nicht nur für tatsächliche Ereignisse, sondern mehr noch für Fragen nach dem Wissensstand einer Zeit, der Meinung einer Gruppe zu einem bestimmten Thema und generell für viele mentalitäts- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen. Es ist auch erstaunlich, welch große Bedeutung Zeitschriften gewinnen konnten. In einer Arbeit habe ich die Meinung der deutschen Zeitgenossen zu Peter dem Großen anhand einer Zeitschrift des 18. Jahrhunderts untersucht, in der Peter der Große mit Ivan dem Schrecklichen verglichen wurde. Die Meinung, die in dieser Zeitschrift über Ivan kundgetan wurde, war damals bereits überholt, konnte sich aber aufgrund dieser Zeitschrift und Nachfolgern bis heute halten. Erstaunlich! Und überaus reizvolles Thema!

Ergänzung vom 15. Januar 2008 auf Anregung des Kommentars von kg:

Einige Anlaufstellen im Internet für digitalisierte Zeitschriften:

http://gallica.bnf.fr/

http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/aufklaerung/

http://www.bodley.ox.ac.uk/ilej/

http://de.wikisource.org/wiki/Zeitschriften

Zeitschriften im 18. Jahrhundert

 

a) Allgemeines

Geistige Vorraussetzungen:

– durch gezielte, staatliche Wirtschaftspolitik und Durchbrechung der zünftischen Kontrolle über die Wirtschaft entsteht ein Bürgertum, welches aus eigenem Antrieb aufsteigt => Änderung der Geisteshaltung, Entstehung eines Bildungsbürgertums, welches erstmals Öffentlichkeit ausbildet (-> Kaffeehaus, Salon); zudem Gedankengut der Aufklärung

– ab Mitte des 18. Jahrhunderts Ausbildung von Lesegesellschaften, Freimaurerlogen

– „Leserevolution“: Lesesucht, erstes Auftreten des freien Schriftstellers, Entstehung der Kinderliteratur und Frauenliteratur, Zeit der Enzyklopädien; Anstieg der Buchproduktion (~175.000 Titel im 18.Jahrhundert); Entstehen der Leihbibliotheken

=> Entstehen eines Bewußtseins für Öffentlichkeit, Information und Medienmacht

 

Zeitschriftenproduktion.

– Merkmale einer Zeitschrift: (regelmäßige) Periodizität, Publizität, (heute) inhaltliche Begrenzung, Kommentierung

Problem in der Abgrenzung von der Zeitung (Aktualität, Periodizität, Publizität und Universalität), vielfältige Erscheingsformen und sich ändernde Intentionen

– erst im 18. Jahrhundert Ausdifferenzierung zwischen Zeitung und Zeitschrift (besonders ab Mitte des Jahrhunderts), engl. und frz. „Journal“; widersetzt sich jedoch bis heute erfolgreich jeder klaren Definition

– keine technischen Veränderungen während des Jahrhunderts (Satz- und Druckverfahren, Papierherstellung)

– älteste dt. Zeitschrift: Götter-Both Mercurius (1674/75 in Nürnberg bei Felsecker)

– vergriffene Ausgaben bekamen eine neue Auflage (Unterschied zu heute) => Aktualität weniger wichtig

– Ziel „Aufklärung und Unterhaltung“

– Besonderheit der vielfältigen Medienkultur in D durch die territoriale Zersplitterung (entgegen F und GB) bestimmt

– Zeitschriften ergänzen die Gelehrtenkommunikation, ersetzen sie nicht („Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“)

– Funktionen der „neuen“ Medien: Vermittlung von praktischem und nützlichem Wissen, Verbreitung aktueller Informationen, Verbindung von geographischen und kulturellen Räumen durch Erfahrung und Unterhaltung (Reiseberichte, London und Paris) und Verbreitung und Diskussion von Spezialwissen (Wissenschaft); zudem sekundär: politische und soziale Kontrolle, Vermittlung weltanschaulichens Orientierungswissen in der beginnenden Säkularisierung, Erzeugung nationaler/ territorialer Identität

– wichtige Ereignisse, die medial rezipiert wurden: Siebenjährige Krieg (1756-1763), Auflösung des Jesuitenordens (1773), „erweiterte Preßfreiheit“ Josephs II. (1781), Illuminatenverfolgung (1784/85), gegenaufklärerisches „Woellnersche Religionsedikt“ in Preußen (1788) und die Französische Revolution

– produktive Spannung zwischen territorialen und national-übergreifenden Diskursen/ Interessen

– Vertriebswege: Post und Buchhandel zu Lesegesellschaften, Journalbibliotheken, Privatbezug

– Durchschnittsauflage: 500-700 (positiv und kostendeckend); Durchschnitterscheinungsdauer: 6 Monate -> 4 Jahre, oft auch nur 1-2 Nummern, unregelmäßiges Erscheinen die Regel

– oft säumige Zahlungen der Subskribenten => ökonomische Gründe für die Einstellung einer Zeitschrift

– Arbeitsteilung: teils anonyme Herausgeber/ Herausgeberkollektive, die Redaktion und auch einen Teil der Beiträge übernehmen; Buchdrucker als Verbindung zwischen Produktion und Rezeption; Honorare unbekannt, jedoch gab es diese

– Zeitungen meist im Quartformat, billiges Papier und schlichte Typographie

– Zeitschriften meist Oktavformat, Umschläge oft blau/blaugrau, Titel mit Ornamenten geschmückt, bibliographische Informationen, Bücheranzeigen, etc. im Umschlag, einfache Typographie, aber sauberes Satzbild, tw. Kupferstiche, gutes Papier

– entstanden auch aus dem Wunsch, die reinen Fakten, die Aviso und Relationen druckten, mit Inhalt und Hintergrund zu füllen

 

Rezeption:

– besonders Moralische Wochenschriften (Vorbild: Spectator) und Politische Journale tragen zur Verbreitung der aufklärerischen Ideen in der zweiten Jahrhunderthälfte bei; vorher dominierten die gelehrten Journale (vgl. Enzyklopädie- Gedanke und die Acta Eruditorum), die sich ab ca. 1750 in einzelnen Disziplinen spezialisierten

– Zensur ging in D zurück auf 1715 kaiserliches Edikt (Karl VI.), bestätigt 1746 und 1775; wurde von der kaiserlichen Bücherkommission in Frankfurt auf der Messe durchgeführt, zuständig war in letzter Instanz der Reichshofrat in Wien, viel hing aber von den Territorialfürsten ab (-> Frage der Durchsetzbarkeit); effektiver war oft die Kontrolle, wer ein Druckprivileg bekam (ökonomischer Druck der Konkurrenz); verpflichtet zur Einholung des Imprimatur, Führung eines Impressums und Ablieferung zur polizeilichen Nachkontrolle, zudem Recht auf Zustellung (Postdebit)

– Kritik an „Lesesucht“, „Neuigkeitensucht“, Leichtfertigkeit der Zeitungen (Kaffeehäuser als negativ besetzter Ort)

– Zeitschriften als Personifikationen, die als wirkliche Personen vom Leser wahrgenommen wurden (anfangs)

 

– generell ist die Erforschung einzelner Typen noch im Rückstand; oft von der Literaturwissenschaft mit ihren entsprechenden Schwerpunkten durchgeführt und nach inhaltlichen Kriterien bestimmt; es fehlt eine Typologie nach Funktionalität oder Zielpublikum (Rezeption)

 

b) Typen von Zeitschriften

– Moralische Wochenschriften: seit Mitte der 1720er, basieren auf Tatler und Spectator, verbreiten die Ideen der Aufklärung (Ratio, Tugend, Moral); bedeutend: Der Patriot aus Hamburg (insgesamt bis zu 500 dt., 230 „mit Niveau“)

– Politische Journale

– Literarische Zeitschriften: grob unterteilt in literarisch-kulturell, literaturkritisch (Rezensionen und Vermittlung von Wertmaßstäben) und literarisch-politisch

-Buchhändlerzeitschriften: charakteristisch für letztes Viertel des 18. Jhs. (Leserevolution), Mischung aus Gelehrtenjournal, Meßkatalog und Intelligenzblatt, wendet sich an Gelehrte und Buchhändler gleichermaßen

– Frauenzeitschriften: seit Gottscheds (+Ehefrau) „Vernünftigen Tadlerinnen“ (1724/1725) mehrere Zs, die sich bereits im Titel speziell an diese Zielgruppe wandten, jedoch mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten; oft mit Anweisungen zum „sittlich-korrekten“ Verhalten

– Jakobinische Medien: Zentren in Straßburg und Mainz (Mainzer Republik)

-Kinder- und Jugendzeitschriften: vor allem pädagogisch; Unterhaltung und Belehrung (Der Kinderfreund)

– Kunstzeitschriften: ungeklärter Ursprung, seit Mitte der 1770er vermehrt Kunstartikel in anderen Zs (Merkur)

– Modezeitschriften: ab 1780er Jahre, nicht nur Kleidung, sondern allgemein Möbel, Häuser, etc. -> eher Ausrichtung an Ästhetik, wichtig für die Entwicklung eines emanzipierten Bürgertums

– gelehrte Zeitschriften: am Anfang des Jahrhunderts dominant

– Geographische Zeitschriften und Reisejournale: parallel zur Loslösung der Geographie und Ethnographie aus der Geschichte

– Historische Zeitschriften: parallel zur Entwicklung der Geschichtswissenschaft; Schwerpunkt seit 1780

 

c) Zentren

freie Reichs- und Hansestadt Hamburg: Pressezentrum, sehr liberale Ratsverfassung, Nähe zu Altona

Leipzig: Pressezentrum und Universität, Zentrum des BuHa

Berlin: ab 1740 (Friedrich der Große)

Göttingen: mit den gelehrten Anzeigen ab ca. 1750, Einfluss der englischen Aufklärung

Zürich: mit Bodmer und Breitinger

 

d) Der Teutsche Merkur (1773-1789)

Herausgeber: Christoph Martin Wieland; erschien zunächst vierteljährlich, ab 1775 monatlich in Weimar im Selbstverlag; 6-7 Bogen Umfang (96S. später 288-320S.), Kleinoktav, hohe Auflage, wenn auch abnehmend von ca. 2500 zu 1200

Mehrere Probleme mit Nachdrucken, bis zum Privileg von Friedrich II. von Preußen 1775; Auslieferung entweder direkt aus Weimar (Post) oder über Zwischenstationen -> oft Verzögerungen. Geringer finanzieller Ertrag (-> ständige Suche nach Vermarktungsstrategien) => Wieland hatte sich mit der Herausgabe des Merkurs im Selbstverlag unternehmerisch übernommen und musste in die Rolle erst hineinwachsen, machte ihn jedoch gleichzeitig zu einem der wichtigsten Aufklärer; in späteren Jahren des Merkurs auch eine Artikelreihe mit Tipps für junge Schriftsteller oder über die Entstehung des Hochdeutschen

Nachfolgezeitschrift: Der Neue Teutsche Merkur (1790-1810), ebenfalls von Wieland in Weimar monatlich herausgegeben

 

Inhaltliche Aspekte:

erstes Nationaljournal in D jenseits von Konfessionen, populär-literarisch ausgerichtet (Zielgruppe: Gelehrte und Masse), ordnete sich zeitweilig in den Kontext der Weimarer Klassik ein, mit der die Zs in ein Wechselverhältnis trat, hatte als Vorbild den „Mercure de France“ (seit 1672) und wollte dementsprechend poetische und prosaische Originalstücke, Erzählungen, Lieder, Briefe, Sinngedichte und sonstige kleine literarische Werke enthalten, zudem Bücheranzeigen, politische Berichte / Erzählungen, Nachrichten aus dem Theater, Anekdoten verschiedenster Art, Neue Erfindungen und Nachrichten an den Leser; auch Übersetzungen und eine Kritik der Literaturkritik veröffentlichen => geplantes Niveau ließ sich nicht halten und besonders die Kritik der Literaturkritik kam nicht zum Zuge; zudem ergänzte und redigierte Wieland die Artikel seiner Mitarbeiter häufig. Real waren in der Zeitschrift Informationen aus der französischen Kultur und der Politik, wissenschaftliche Aufsätze aus allen Bereichen, Erzählungen und Lyrik -> sehr breites Themenspektrum. Beginn von Fortsetzungen, die an Cliffhanger-Stellen abbrachen => modernes Marketing und Versuch, so Leser auch an die nächste Ausgabe zu binden.

politische Richtung: liberal; ab dem zweiten Jahrgang ließ Wieland seine Werke zuerst im Merkur erscheinen; vereinte Politik, Kunst und Literatur

 

mehrere Phasen seiner Entwicklung: 1. 1773-1775 Lehrjahre der redaktionellen Technik -> Entfremdung Wieland von Nicolai und Goethe, gegen Sturm und Drang; Mitarbeit von Bertuch (1775/1776), erscheint vierteljährlich mit drei Monatsstücken

2. 1776-1782 Konkurrenz durch das Deutsche Museum entsteht, aber auch positive Entwicklung Weimars zum Zentrum der literarischen Kultur; seit 1775 literarische Auseinandersetzungen mit der jüngeren Generation (Goethe), die auch im Merkur ausgetragen werden, stehen aber persönlichen, guten Beziehungen nicht im Wege

3. 1783- 1789 Teilhaberschaft und erneute Mitarbeit (seit 1782) von Bertuch, neuer Mitarbeiterstab, kritischer Teil wird als „Anzeiger“ bis 1788 getrennt herausgegeben, mehr naturwissenschaftlich-geographische Beiträge, wie z.B. Reiseberichte; 1788 Eintritt von Schiller und weiteren Autoren der Weimarer Klassik; weiterer wichtiger Mitarbeiter Johann Heinrich Merck – Rezensent

(4. 1789- 1795 Beschäftigung mit der Französischen Revolution und Änderung des Namen in „Neuer Teutscher Merkur“, tw. Beiträge früher Romantiker (Novalis, Schlegel), jedoch meist andere Literaten, geschäftliche Verantwortung liegt nun allein bei Georg Joachim Göschen (Verleger); 5. ab 1796 Karl August Böttiger übernimmt redaktionelle Leitung, Wieland nur noch „Titulaturherausgeber“; Zeitschrift entwickelt sich zu einer gelehrt-antiquarischer)

 

Wieland (1733-1813): dt. Dichter, Übersetzer (Shakespeare, Cicero), Publizist, Prinzenerzieher in Weimar, Aufklärer, Philosophie-Professor in Erfurt, „Senior-Mitglied“ der Weimarer Klassik

Gab nach dem Merkur auch die Zeitschrift „Attisches Museum“ (griechsiche Klassiker) und war zuvor an Zeitschrift-Projekten in der Schweiz beteiltigt, gilt als Begründer des Bildungsromans.

 

e) Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen (1753-1801)

Herausgabe: bei Dieterich in Göttingen; herausgegeben von der Göttinger Akademie der Wissenschaften (gegr. 1751, Herausgeber seit 1753), deren erster Präsident der Mediziner Albrecht von Haller die Zeitschrift prägte; existiert noch heute (bei Vandenhoeck&Ruprecht)

1753 bis 1801 als Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen unter der Obhut der „Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften“ als halbjährlich erscheinende Wochenschrift (pro Woche soll zwei bis drei Bogen gedruckt werden, die zweimal im Jahr in die Auslieferung gehen), die aus bisher gemachten Fehler lernen will und günstiger, ausgewogener und zeitnaher in ihren Rezensionen werden will => Erhöhung des Umfangs (von jährlich 52 auf 78-84 Bogen) und der Mitarbeiterzahl

wichtige Redakteure dieser Zeit: J.D. Michaelis (Schüler Hallers, Orientalist und Theologe) und ab 1770 Chr. G. Heyne (Altphilologe und Bibliothekar), der frischen Wind durch Steigerung der Mitarbeiter (von 15 auf 32), Einführung von ausländischen Mitarbeitern, Einführung als Monatsschrift und Aufteilung in zwei Klassen entsprechend der Akademie, hineinbringt

 

Entwicklung:

– wurden 1739 gegründet unter dem Namen „Göttingische Zeitung(en) von gelehrten Sachen“; „jugendliche Leidenszeit“ durch unklare Richtung und viele Herausgeber- und Verfasserwechsel, gegründet auf Anregung Königs Georgs II./Freiherrn von Münchhausens als Ersatz/ Nachfolger der Acta Eruditorum (Leipzig)

– 1747-1753 unter der Leitung von Albrecht von Haller, der danach in die Schweiz zurückkehrt; bringt der Zeitschrift zunächst den Ruhm seines Namens, begleitet sie auch nach seinem Ausscheiden, verfasste sehr viele Rezensionen, achtete nicht besonders auf die Druckfehler

– seit 1802 Göttingische Gelehrte Anzeigen bei Vandenhoeck&Ruprecht, außer 1896-1935 in Berlin bei Weidmann

 

Inhalt:

– wissenschaftliche Rezensions- und Literaturzeitschrift für alle wissenschaftliche Bereiche, besonders die Geisteswissenschaften; es wurde auf eine möglichst zeitnahe Rezension Wert gelegt

– Besonderheit ist die europäische Ausrichtung und die Anstellung von eigenen Mitarbeitern in anderen Ländern

– bis dato keine Geschichte der Zeitschrift, die zugleich Wissenschafts- und Rezeptionsgeschichte sein müsste

 

Albrecht von Haller (1708-1777)

– Schweizer Universalgelehrter, mit Schwerpunkt auf Medizin; Aufklärer, Dichter; genialisch, verfasste insgesamt ca. 11.000 Aufsätze und Anzeigen

 

f) London und Paris (1798-1815)

Herausgeber: Friedrich Justin Bertuch; „Schwester“- Zeitschrift zum Journal des Luxus und der Moden (1786-1827), ebenfalls rotgelber Einband, – erschien ca. alle 6-7 Wochen und in Halbjahresbänden, Umfang je 5 Bogen, später 6-7; Auflage ca. 1300, Kostendeckung ab 700 (-> hoher Gewinn), Verlagsort: Weimar; engagierte „Auslandskorrespondenten“; viele englische Karikaturen als farbige Kupferstiche (meist von James Gillray) förderten auch die deutsche Satire-Kunst, insgesamt 145, von denen etwa 100 politisch waren => führten 1803 und auch später zu Problemen mit der französischen Zensur und dann zu einem Wechsel des Verlagsortes in das preußische Halle (1804-1807)

1808 übernimmt Carl Bertuch redaktionelle und administrative Betreuung; Auflage liegt bei 1250; antifranzöische Tendenzen lassen sich feststellen; Titeländerung in „Paris, Wien und London. Ein fortgehendes Panorama dieser drei Hauptstädte“ 1812/1813 nur „Paris und Wien“; 1814 keine Herausgabe; 1815 wieder alle drei Hauptstädte aus Rudolstadt (ab 1808) verlegt

1815 nach dem Ende der Kriege erlischt das Interesse (des Publikums und Bertuchs nach Tod von Carl.) und die Zeitschrift wird eingestellt.

 

 

Inhaltliche Aspekte:

– aktuelle, breit angelegte, belehrend und unterhaltende Kulturzeitschrift; Themen: Mode, Vergnügungen/ Freizeit, Badeleben, Musik, Literatur, Museen und Theater, auch mal über Bordelle, Großstadtleben („buntes Allerlei“)

– wollte sich aus dem Politischen heraushalten, was sie aber nicht einhalten konnte

– London als politische und militärische Handelsmacht (Londoner als selbstbewußt, ernst und ungesellig) und Paris als revolutionäre Kultur- und Modestadt, aber auch als Zentrum eines aggressiv-militärischen Landes (Pariser als leichtgläubig, leichtsinnig, leichtlebig, revolutionär) => aus diesen beiden unterschiedlichen, teils gegensätzigen Quellen sollte eine Informationsschrift gespeist werden (Problem bei der Berichterstattung besonders aus London als sich im zweite Koalitionskrieg (ab 1798) beide Länder und ihre Hauptstädte feindlich gegenüberstanden)

 

Friedrich Justin Bertuch (1747-1822)

– Verlagsbuchhändler, Geschäftsmann, Sachautor und Herausgeber von zahlreichen Zeitschriften und Büchern (Fach- und Sachbücher aus vielfältigen Bereichen) in Weimar; besonders bekannt auch für seine Illustrationen

2 Gedanken zu „Zeitschriften im 18. Jahrhundert

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