Als Geschichtsstudentin habe ich im Leben außerhalb des Internets (im sog. Real Life – RL) vor allem mit Geisteswissenschaftlern – oft ebenfalls Historiker – zu tun, die mich mit großen Augen anschauen, wenn ich etwas von Blog, Wiki oder RSS-Feeds fasele. Dieser Eintrag ist genau für diejenigen! Und für alle anderen, die wissen wollen, was ich mir im letzten Jahr (also seit Beginn meiner intensiveren Beschäftigung mit dem web 2.0) erarbeitet habe und welche, der vielen Angebote für Wissensarbeiter ich nutze. Mein Arbeitstag beginnt üblicherweise vor dem Aufstehen – gut, ich bin ein Informationsjunkie. Zuerst öffne ich morgens Googlemail (alle Bedenken zur Datenkrake ignorier ich fröhlich, da ich mit dem Angebot zufrieden bin, Werbung hervorragend ignorieren kann und der Spam-Filter wirklich sehr gut ist) und igoogle. Während Googlemail einfach ein Email-Dienst ist, bietet mir iGoogle eine personalisierte Startseite. Damit kann ich morgens meinen Peanuts-Comic of the Day lesen, werde informiert, ob es einen neuen Comic auf Ctrl+Alt+Del gibt, lese kurz über die Spiegel-Schlagzeilen -> wobei die Spiegel-Homepage auch auf meinem morgendlichen Streifzug liegt, werfe einen kurzen Blick auf das Wetter und vor allem auf meinen FeedReader, der mir anzeigt, welche Beiträge in den Blogs, die ich abonniert habe, neu sind. Auch hier benutze ich den Google FeedReader. Mit ihm kann ich bestimmten Blogs Ordner zuweisen (ich habe z.B. einen Ordner Geschichtsblogs, in dem unter anderen auch mein eigener Feed landet), einzelne Beiträge verschlagworten (=mit Tags versehen) und Artikel, die ich nochmal näher betrachten will, mit einem Sternchen beglücken. Diese Sternchen sollte man allerdings ab und zu auch nochmal anschauen, ich hatte das ein paar Monate nicht gemacht und jetzt einen Stand von ca. 150 markierten – meist längeren – Blogbeiträgen, die ich noch intensiver lesen will. Ebenfalls auf der iGoogle-Seite habe ich mir Remember the Milk installiert. Das ist eine meiner aktuell 3ToDo-Listen. Auf dieser trage ich für jeden Tag bis zu max. 5 Dinge ein, die dann anstehen. Mit ihr kann ich auch wöchentliche Wiederholungen eintragen – z.B. gehe ich immer montags ins Fitnessstudio. Da ich aber erstens morgens nicht auf meiner geistigen Höhe bin und zweitens momentan alles, was nicht mit der Magisterarbeit zu tun hat, vergesse; habe ich es mir einfach als Punkt auf der Liste eingetragen. Dann bekomme ich es auch hin, die bereits gepackte Sporttasche auch mitzunehmen 🙂 In diese Liste kommen – neben den Sport – nur ganz grobe Dinge, z.B. ein Eintrag, an welchem Kapitel ich arbeiten will, aber nicht, welche Schritte ich dabei machen muss, ob ich vielleicht noch einen bestimmten Gelehrten bibliographieren muss, ein bestimmtes Buch lesen muss o.ä. Diese EInzelschritte kommen in meine Desktop-ToDo Liste Swift To-Do. Die ist auch auf einem anderen Laptop, nämlich den, den ich mit in die Bib nehme. Diese Liste sehe ich also erst, wenn ich in der Bibliothek, d.h. an meinem Arbeitsplatz, den Laptop hochfahre. In dieser Liste habe ich mir für jeden Bibliotheks-Arbeitstag eine Unterliste erstellt, in welche die anstehenden Aufgaben eingetragen werden. Dies dann auch sehr kleinteilig. Zudem habe ich noch eine allgemeine Liste für Aufgaben, die mal irgendwann gemacht werden müssen (z.B. muss ich mir eine Zeitschrift genauer ansehen, da die online verfügbar ist und ich mir nicht allzuviel davon erhoffe, ist es aber nicht dringend).
Die Magisterarbeit selbst, schreibe ich noch ganz altmodisch offline mit OpenOffice (ich verstehe mich nicht mit Word); während der Materialsammlung habe ich aber keine Zettel benutzt, sondern meine Literatur und Zitate in der Literatursoftware citavi gesammelt, mit der ich auch Aufgaben verwalte, die sich direkt auf bestimmte Bücher beziehen (z.B. die Rückgabe) und alle anderen Funde, Ideen oder Zusammenstellungen auf der Plattform scholarz.net angelegt. Diese erlaubt es mir, mehrere Projekte zu erstellen, in einem Projekt Kapitel und Unterkapitel anzulegen und Notizen diesen Projekten und Kapiteln zuzuordnen. Zusätzlich kann ich die Notizen verschlagworten und später mir auch alle Notizen zu einem Schlagwort anzeigen lassen – unabhängig davon, in welchem Projekt sie sind. Nachdem ich die ersten Kapitel bereits fertig geschrieben habe, habe ich sie ebenfalls als Notiz in einem Projekt gespeichert – sozusagen als Online-Backup. Von allen Projekten, die ich in scholarz.net habe, habe ich ebenfalls ein Backup auf meinem Laptop, meinem USB-Stick und meinem anderen Laptop.
Neuerdings habe ich mir auf beiden Laptops auch Evernote installiert, mit dem ich ebenfalls Notizen anlegen kann und welches diese Notizen immer direkt sychronisiert mit dem jeweils anderen Laptop bzw. meinem Account im Internet. Dieses Programm nutze ich allerdings eher für alle Sachen, die nicht unbedingt mit der wissenschaftlichen Arbeit zu tun haben (z.B. steht da seit langem die Erinnerung, meine Fotos endlich mal einzuscannen).
Für längere Texte, z.B. ein Forschungstagebuch oder eine Shoppingliste (ich bin eine Frau, das sind viele EInträge), benutze ich Penzu. Es ist als Online-Tagebuch gedacht, eignet sich auch hervorragend für alle anderen Arten von Texten. Apropos Shoppingliste: so online wie ich bin, habe ich auch keinen Zettel mehr für den wöchentlichen Einkauf, sondern nutze eine backpack:grocery Liste.
Für unser „Privatkolloquium“ habe ich ein Wiki eingerichtet, nach einem bisschen Suchen erschien mir wikispaces als einfachstes. Mit einem Wiki kann man Wissen aller Art aufbereiten. In diesem Fall haben nur Mitglieder unser Gruppe die Schreibrechte und wir können in dem Wiki Tipps und Tricks eintragen, nach Korrekturlesern suchen, unsere Texte zur Diskussion stellen, neue Termine zum Treffen im RL verabreden (wobei wir dafür Doodle benutzen) oder Fragen in die Runde werfen.
Momentan fällt mir nicht mehr ein, ich hoffe, Ihr habt ein paar Anregungen bekommen. Für alle, die ein paar Sachen vielleicht näher erklärt haben wollen, kann ich die Videos „In Plain English“ empfehlen.
Und nun zu Euch: welche Programme, web 2.0 Angebote u.ä. nutzt Ihr?
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Ein paar Selbstbeobachtungen hier: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/5188899/
Ich bin nachhaltigst beeindruckt. Wusste ja gar nicht, wofür es alles so Programme gibt.
Wird wohl daran liegen, dass ich eine Geisteswissenschaftlerin bin?
Grüße aus dem Papierkalender-Notizzettel-Universum
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