Eine Woche ist nun seit dem Workshop in Basel „Geschichtswissenschaften und Web 2.0“ vergangen, der mich sowohl in der Vorbereitung als auch danach anregt, weiterzudenken und weiterzuforschen. Speziell zum Bloggen wurde in der Nachmittagssektion gefragt, warum man mit dem Bloggen angefangen hat und noch nicht wieder aufgehört.
Weitere Fragen, die sich mir stellen, betreffen die spezifische Gattung der „Wissenschaftsblogs“: was kennzeichnet einen Blog als einen solchen? Welche Regeln gelten dort, die bei anderen Blogs so nicht gelten? Welche Rolle spielen diese Blogs in der „traditionellen“ Wissenschaft? – Ich bin mir sicher, dass weitere Fragen noch entstehen werden und die Reflexion über das Bloggen und Sinn und Unsinn von web 2.0 bei mir grade erst begonnen hat. Daher habe ich hier eine neue Seite eingerichtet, die nach und nach (meine langsame Posting-Frequenz soll als Vorwarnung dienen) sowohl mit Reflexionen über die Nutzung des Web 2.0 als auch mit Hinweisen auf entsprechende Angebote und interessante Texte befüllt werden soll.
Das ich natürlich nicht die einzige bin, die sich mehr oder weniger wissenschaftlich mit dem Bloggen beschäftigt, darf ich als bekannt voraussetzen. Auffällig scheint mir jedoch, dass zumindest in meiner kleinen Ecke des Internets diese Beschäftigung in den letzten ca. 3 Monaten stark zugenommen hat. Eine kurze Hochphase oder der Beginn der Wahrnehmung von Blogs auch außerhalb der Blogosphäre?
Was mich in punkto Wissenschaftsbloggen…naja, sagen wir mal, irritiert, ist die Tatsache, dass man den ganzen wissenschaftlichen Qualitätssicherungsvorgang (sprich Gegenlesen durch Kollegen, Betreuer, Verlag, Gutachter) umgeht. Ich würde behaupten, dass durch das Bloggen am ehesten eine vollkommen freie, auch von Selbstzensur freie, Diskussionslandschaft entstehen kann. Es gab ja bislang in der Wissenschaft kein Medium, in dem jeder einfach so kommunizieren kann, wie er will, geschweige denn so einfach und leicht zugänglich. Abgesehen vielleicht von Wortbeiträgen auf Konferenzen. Und selbst dort redet man (ich zumindest) nicht frei heraus sondern wägt seine Worte schon ab. Durch die gefühlte Distanzierung vom Rezipienten beim Schreiben eines Blog-Beitrags schreibt man vielleicht Sachen, die man sonst nicht schreiben oder sagen würde, bzw. die sonst von Gutachtern abgelehnt würden. Ich würde das als Chance sehen, die die Diskussionskultur bereichert. Aber zugleich wäre eine wissenschaftliche Blogosphäre nicht mehr und nicht weniger als das: Eine Diskussionsform. Zitierfähige, dauerhafte wissenschaftliche Ergebnisse würde man nach wie vor in Monographien und Zeitschriften (Online-Zugriff mitgedacht) finden.
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@ Paul: ich stimme Dir da ganz zu, dass Blogs keine Präsentationsplattform für dauerhafte wissenschaftliche Ergebnisse sind: allein schon, weil die Beiträge chronologisch geordnet sind und irgendwann im Archiv beinah unsichtbar werden. Als Diskussionsplattform haben Blogs, mMn noch nicht ihr volles Potential erreicht und ich kann nur hoffen, dass es sich bewährt -> schließlich entstehen grade dann die interessanten wissenschaftlichen Ideen und Ansätze, die irgendwann zu den zitierfähigen Aufsätzen führen.