Liebeserklärung an Apps

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Nachdem das Internet nun nicht grade ohne Veränderungen ist, wurde es Zeit mal wieder einen Einblick in mein wissenschaftliches Arbeiten zu geben und zu schauen, was sich da getan hat.

In erster Linie wurde meine Arbeitsweise verändert, als ich das alte IPhone von meinem Mann bekam – ich habe mir dafür zwar nie eine SIM Karte zugelegt, und es daher „nur“ als IPod genutzt, aber das hat gereicht. Und inzwischen habe ich einen neuen IPod, mit dem das alles noch mehr Spass macht.

Was denn nun alles? In erster Linie nutze ich das Gerät zum Musikhören. Ich bin viel unterwegs (Pendler mit einem Arbeitsweg von je ca. 1 Stunde und mehrfachem Umsteigen) und das Ding ist immer in der Jacken- oder Hosentasche dabei (der Hauptgrund, nicht auf Kindle oder Tablet umzusteigen – für den Kindle kann ich aber diesen Artikel empfehlen). Außer Musik höre ich zudem gerne Vorlesungen, die ich über ITunes University bekomme oder Podcasts, wie z.B. In our time with Melvyn Bragg (früher vor allem beim Spülen, jetzt haben wir einen Geschirrspüler und ich noch keine Ersatzhörzeit gefunden).
Unterwegs nutze ich vor allem meine aktuelle LieblingsApp Read It Later. Das ist ein Programm, mit dem ich Inhalte aller Art aus dem Netz speichern kann (mit dem Bookmarklet einfach durch Anklicken des Icons in meiner url-Zeile oder wichtig! direkt in meinem GoogleReader) Diese Inhalte kann ich dann in meiner ReadItLater-Liste am PC abrufen (kaum besser als ein Lesezeichen) oder aber mit der IPod App synchen und dann offline unterwegs lesen (oder zu Hause, unterwegs sein ist keine Voraussetzung für das Nutzen von mobilen Geräten 😉 ). Wenn ich einen Artikel gelesen habe und nichts weiter damit tun will, markiere ich ihn als gelesen und er verschwindet aus meiner To-Read-List. Oft will ich aber dann doch etwas damit tun, z.B. ihn über Twitter weiterverbreiten (was ich offline nicht kann) – dann setze ich als Tag „ToDo“ und finde den Artikel direkt wieder, wenn ich mich an meinen PC setze und twittern kann. Weitere Tags die ich benutze sind z.B. „Lehre“, Rezension“, „video“ (kann ich nicht offline sehen) usw. Damit habe ich eine ganz gute Sortiermöglichkeit und verliere nicht den Überblick bei über 300 Artikeln (ich war auch schon mal bei ca. 140, doch dann gab es viel zu tun und ich habe nur gespeichert und nicht gelesen – passiert; aber die interessanten Inhalte gehen mir so nicht durch die Lappen).
Wenn ich nicht ReadItLater benutze, dann oft und gerne die Kindle App, mit der ich fast alles machen kann, was ich auch auf dem Kindle machen könnte. Ich lade mir häufig Leseproben herunter von Büchern, auf die ich aufmerksam wurde (statt in der Buchhandlung die ersten Seite anzulesen). Funktioniert zugegebenermaßen vor allem daher recht gut, weil ich gerne englische Bücher lese und die gibt es oft schnell als ebook. An kompletten ebooks lade ich vor allem kostenlose Bücher herunter – spannenderweise sind das vor allem von mir benutzte Quellen. Aktuell z.B. Utopia von Thomas Morus, Jane Eyre von Charlotte Bronte (keine Quelle, nur zum Spass), Von weltlicher Obrigkeit von Luther oder Leviathan von Hobbes. Grade als Frühneuzeitler sind all diese Bücher, die ohnehin für meine Arbeit relevant sind (vielleicht Bronte nicht und Austen hatte ich auch schon mal so gelesen, die auch nicht), so bequemer zu lesen und ich kann sie jederzeit herumtragen. Da ich ohnehin in Texten nicht „herummale“, fehlt mir auch nicht die Übertragbarkeit von Notizen auf den PC, die man wohl nur mit dem Kindle selbst hat. Eine Funktionalität, die für viele andere aber vielleicht recht wichtig sein könnte.
Weitere wichtige Apps? – Natürlich Evernote, auch wenn ich das nicht für die Wissenschaft nutze. Ich genieße es aber, beim Backen meine Rezepte da abgespeichert zu haben und nicht mehr ständig mit dem Backbuch hantieren zu müssen, das nie auf der Seite bleibt, die ich grade brauche.
Twitter, was ich sowohl am PC als auch (vor allem bei Tagungen oder Seminaren) mobil nutze. Spannend fand ich es z.B. gestern, trotz Abwesenheit die Tagung zu den „Weblogs in den Geisteswissenschaften“ so verfolgen zu können und sogar ein bisschen mitzudiskutieren. Auch spannend war es vor kurzem, den Live Stream von Dan Cohen aus den USA zusammen mit dem Digital Historians hier in London zu verfolgen und direkt per Twitter (in dem Fall vom IPod) Fragen stellen zu können bzw. zu kommentieren.
Und zum Schluss noch eine App, die weiterhin unverzichtbar für mich beim wissenschaftlichen Arbeiten ist: Papier und Stift. Immer dabei, unkompliziert und nichts ist so befriedigend wie das Durchstreichen einer Aufgabe oder eines Gedankens, der es vom Papier in die Arbeit geschafft hat.

English version:

I want to tell you a bit about important Apps, that change the way, I do research and other academical work. My favorite App at the moment is Read It Later – an App which allows me to save any web content to a list and to synch it with my IPod and read it later (yeah, the name actually tells what you can do with it) offline. Since I have to commute about an hour every way, and use this time to listen to music, I always habe my IPod with me and can read on the way (using public transport – don’t drive a car and read on your mobile gadget!).
I also enjoy using ITunes University or listening to Podcasts (I recommend for Humanists Melvyn Braggs In our time).
Another App, which changed the way I do research is the Kindle App – especially for Early Modernists there are a lot of free books offered. At the moment, I have texts by Martin Luther, Thomas Morus, Thomas Hobbes and Charlotte Bronte (last one just for fun) on my IPod – all for free, and most of them important for questions on state philosophy and/or right to resist.
And still another one, I know a lot of you are using for academic work (and I use it for managing cookie recipes) is Evernote. If you enjoy, writing something down while on the move, use it – it’s easy to use, and you can synch it with your PC later and just copy and paste your note wherever you’ll need it. For this kind of functionality, I still use pen and paper – simply, because I think it’s satisfying to cross something off my list or put a note to my thesis and then cross it off! If I have a lot of notes made, and included all of them in my work – it’s even more satisfying to do a big cross right over the page and then crumble it and throw it away (maybe, I am weird that way – try it, it’s quite enjoyable)

5 Gedanken zu „Liebeserklärung an Apps

  1. Mir ist es in letzter Zeit so oft passiert, dass ich unterwegs war und dachte… Mist, hättest du jetzt was zum Lesen dabei. Da wäre so ein Kindle bestimmt praktisch. Ich würde den vorziehen, da mir das Display des Ipod auf die Dauer zu klein ist. Aber ich fürchte, was ich dann lesen würde/müsste, wäre eher Begleitprogramm, denn die Sachen, die ich wirklich brauche, gibt’s nicht für den Kindle. Im Kindle-Shop erscheint in der Kategorie Frühe Neuzeit ein einziges Buch und eine Rubrik zu polnischer Geschichte gibt es schonmal gar nicht. Also bleibt wohl die Möglichkeit diverse Aufsätze, die man als PDFs heruntergeladen hat, mit sich rumzuführen (ich hoffe mal, das geht) und daneben den vollständigen Kant, Leibniz und noch ein paar andere, mittlerweile nicht mehr geschützte Klassiker dabei zu haben. (Siehe dazu wiederum die vernichtende Rezension der Kindle-Ausgabe von Kants Kritik der reinen Vernunft … anscheinend kommt die noch nichtmal mit einem ordentlichen Inhaltsverzeichnis.)

  2. Pingback: Willkommen « Zwerge auf den Schultern von Riesen

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