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Historian for early modern Northern Europe

Meine erste Buchmesse und ab in den Urlaub

Komme grade von einem etwas enttäuschenden Rundgang über die Buchmesse wieder. Als Fachbesucher ohne aktuell in der Branche tätig zu sein oder es werden zu wollen, lohnen sich die Eintrittspreise nicht. Ein paar interessante Vorträge gehört, aber nichts, worauf ich nicht auch so gestoßen wäre. Ein interessanter Hinweis war die Seite Lovelybooks, eine beginnende Leser-Community.

Ansonsten werde ich mich jetzt in eine Art Urlaub begeben, wo ich aber natürlich nicht ums Lernen herumkommen werde. Je nach Internet-Zugang stelle ich dann auch demnächst die Texte ins Netz.

Der Buchriese

Der erste Lerntag ist vorbei und ich bin nicht soweit, wie ich eigentlich wollte. Heute morgen setzte ich mich in den Lesesaal mit dem Ziel am Abend bei Gutenberg in der Buchgeschichte angelangt zu sein. Zumindest die Antike habe ich umfänglich geschafft, was alles noch an Buchgeschichte im Mittelalter verborgen ist, muss auf den Donnerstag verschoben werden.

Ich hoffe, es geht jetzt daher so langsam, weil das Themen sind, zu denen ich wenig Vorwissen habe und wo auch meine Kenntnisse vom historischen Kontext/ Geistesgeschichte vor allem, sehr gering sind.

Neue Wikipedia?

Einer der Gründer der Wikipedia hat die zahlreiche Kritik aus der akademischen Welt über den mangelnden Qualitätsstandard an dieser aufgegriffen und Citizendium gegründet. Eine Wikipedia mit Editoren, die eine sanfte Kontrolle über die Inhalte ausüben sollen. Dabei sind sie in Workgroups gegliedert, die sich je eines Themenbereichs angenommen haben. Für die History Workgroup lässt sich hier der Recruitment-Letter finden.
Ein Schritt in dieselbe Richtung soll sein, dass hier die realen Namen gebraucht werden. Nachdem ich mir grade einige der Diskussionen um atheistische Seiten in der Wikipedia angeschaut habe, bin ich da sehr dankbar.

Ich werde mir die Entwicklung der Seite auf alle Fälle weiter anschauen und eventuell mich selbst als Autor betätigen und die Welt mit meinem Englisch quälen *bösartiges Lachen*

Der Startschuss ist gefallen

Nun heißt es, lernen, lernen, lernen…

Noch zwei Monate Zeit und dies alles noch zu lernen. Na ja, ganz so schlimm ist es auch nicht; ich fange ja nicht bei Null an.

Los geht es ab nächster Woche mit der Buchgeschichte – merkt man den Historiker in mir? – die mich wahrscheinlich drei Wochen begleiten wird, wobei in diese Zeit auch die Buchmesse und mein Urlaub fällt.

Wenn ich etwas vergessen haben sollte oder etwas falsch angebe; immer her mit den Kommentaren. Ich nehms auf wie ein Zwerg 😉

Die ersten Hürden

So faszinierend das Thema der Gelehrten auf dem Wiener Kongress auch ist, liegen doch auch einige Hürden auf dem Weg. Und damit meine ich nicht nur die formale Organisation, die so eine Magisterarbeit erfordert (ich war ernsthaft erstaunt, dass nicht auch noch meine Geburtsurkunde verlangt wurde), sondern vor allem auch inhaltliches.

Zum einen ist da die nötige Einschränkung des Themas, schließlich soll das eine Magisterarbeit werden und keine Dissertation. Ich habe mich entschieden, das Thema durch die Auswahl der Gelehrten zu beschränken – nur welche?

Zum anderen merke ich jetzt, was mir noch an theoretischen Grundkenntnissen fehlt: so wären einschlägige Theorien zur Kommunikation und Soziologie sicher hilfreich und würden mir den Blick für weitere Aspekte öffnen; ich kenn mich da nur einfach zu wenig aus.

Geschichte lesen kann auch Spass machen ;)

Ich bin grade dabei, mich ein bisschen in die Literatur für meine geplante Magister-Arbeit einzulesen und dabei ist mir ein höchst amüsantes Buch über den Weg gelaufen: Hilde Spiel: Der Wiener Kongreß in Augenzeugenberichten. Das Buch basiert auf den Berichten der Geheimpolizei über die Teilnehmer des Kongreßes. Hier kann man z.B. erfahren, daß der russische Zar Alexander sich morgens mit Eis abrubbelte und Lord Castlereagh sich mit täglichen Tanzübungen fit hielt – in Ermangelung seiner Gattin auch mal mit einem Stuhl, was ich mir im übrigen recht kompliziert vorstelle.

Auf alle Fälle ein lesenswertes Buch, welches Quellen in amüsanter Weise aufbereitet hat und auch durch sein gut, wenn auch subjektiv persönlich, kommentiertes Literaturverzeichnis besonders hilfreich.

Geschafft!

Eine meiner besten Entscheidungen im Studium war, eine „Probearbeit“ zu schreiben. Eigentlich entstanden aus der Situation, dass ich bei meinem gewünschten Betreuer der anstehenden Magisterarbeit keine Arbeit schreiben musste, da alle erforderlichen Scheine bereits vorhanden waren, habe ich mich entschlossen, freiwillig (!) eine Hausarbeit bei ihm zu schreiben. Da ich nun keinen wirklichen Zeitdruck hatte, habe ich mir den Luxus erlaubt, einige der Sachen, die ich in den letzten Jahren zu Darstellung, Argumentation und Narrativität gelernt habe, endlich mal auszuprobieren.

Ganz unabhängig davon, was notentechnisch bei dieser Arbeit herauskommt, gelernt habe ich eine Unmenge. Endlich hatte ich für die Überarbeitungsphase mal richtig Zeit, ohne im Hinterkopf die nächste Arbeit oder den Abgabetermin haben zu müssen. Wie wichtig es ist, einen Text ruhen zu lassen und ihn dann mit neuer Energie und fast wieder fremden Blick zu betrachten zu können!

Jetzt ist der Text erstmal fertig; ich bin ganz zufrieden mit ihm, halte seine Darstellung für gelungener als meine anderen Arbeiten und schicke ihn nochmal weg, um zu sehen, ob andere das auch so sehen.

Zwei Kulturen?

Da verfolgt einen nun schon das ganze Studienleben die Rede von den zwei Kulturen (den Geisteswissenschaften und den Naturwissenschaften), die ja auf C.P. Snow zurückgeht; und kaum liest man mal den Originaltext, relativiert sich das ganze. Snow schreibt aus einer ganz spezifischen Situation in den 1950er Jahren in England ein Plädoyer für eine Anerkennung und Verbesserung der Situation der Naturwissenschaften und der Technologien.
Hört man heute davon, ist aber aus diesem – eigentlich recht kurzen Text – die absolute Trennung und Unvereinbarkeit der beiden Wissenschaftsarten geworden.
Dabei war das gar nicht Snows Absicht, wie er in einem späteren Kommentar, aber auch im Text selbst, deutlich machte. Sein Ziel war es eher, die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Wissenschaftlern anzuregen und zu versuchen, die Kluft, die er sieht, zu schließen oder zumindest Brücken zu bauen. Weiterlesen

Die Arten von Geschichte

So, nachdem ich mich zur Prüfungsvorbereitung (mein letzter Schein, yay!) wieder mit Geschichtsphilosophie von der philosophischen Seite her auseinandergesetzt habe, fiel mir ein Aspekt auf, der mich daran störte: es scheint, als ob in der Geschichtsphilosophie nie richtig zwischen unterschiedlichen Arten der Geschichtsschreibung getrennt wurde. Da werden Chroniken, teleologische Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, „Große Erzählungen“ und kleine Einzeluntersuchungen nicht unterschieden. Oftmals habe ich das Gefühl, die Geschichtsphilosophie hat vor allem die großen Erzählungen vor Augen. Kein Wunder, dass ich mich dann immer frage, wie denn nun jede Art von Geschichte narrativ sein soll und es angeblich keine nicht-narrative Geschichtsschreibung gäbe.
Auch in anderen Bereichen wird diese Unterscheidung nicht oft gemacht. Am besten habe ich sie bei Nietzsches „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ gefunden. So wie ich es sehe, gibt es grundsätzlich erstmal drei Arten der Geschichtsschreibung: die Chronik, die möglichst alle Daten in einem bestimmten Gebiet sammelt; die Einzeluntersuchung, die alles oder nur Aspekte über ein bestimmtes Themengebiet darstellt und die – ich würde es so nennen – Geschichtserzählung, die einen Zeitraum behandelt und versucht, Bedeutung zu finden.
Diese könnte man bestimmt noch mehr unterteilen oder noch mehr Bereiche finden, die auch einen ganz eigenen Ansatz haben?

Schreibprozess

Jede wissenschaftliche Arbeit die ich bis jetzt geschrieben habe, hat sich nach einer Weile ihren eigenen Schreibstil erzwungen und war anders – nicht nur vom Inhalt – als alle anderen. Damit meine ich vor allem die Art des Herangehens und die Darstellung, die sich immer erst im Laufe einer Arbeit herauskristallisiert. Lässt mich manchmal wundern, ob nicht jede Arbeit ein Eigenleben hat?
Zudem stellt sich die Frage, ob ich irgendwann doch noch eine bestimmte Art der Darstellung und Herangehensweise finde, und ob das überhaupt wünschenswert ist?

Was ist Geschichtsphilosophie?

Tja, der erste Eintrag in meinem ersten Blog… Gar nicht so einfach —- am besten ich fang einfach mittendrin an:

Heute habe ich einen sehr interessanten Vortrag von Dietmar Hübner zu seiner Diss. „Entscheidung und Geschichte“ gehört und mich mal wieder darüber gewundert, wie unterschiedlich „Geschichtsphilosophie“ (was auch immer man jeweils darunter versteht) von Philosophen und Historikern betrieben wird.
Obwohl beide der Frage nachgehen, was Geschichte ist und wie man sie betreiben sollte, scheint man nicht in den Dialog zu kommen. Es gibt auch nur wenige Autoren, auf die sich beide Disziplinen gleichermaßen beziehen: Hegel und Nietzsche. Die meisten Historiker kennen Arthur Danto nicht, dessen „Analytische Philosophie der Geschichte“ ich sehr aufschlussreich fand und viele Philosophen beachten die Werke von Ranke nicht, die so wichtig für die Historiker sind. Oder ist das nur hier so? Gibt es erfolgreiche Ansätze, die Philosophie und Geschichtswissenschaft in sich vereinen? Oder gibt es auch Gründe, grade die Unterschiedlichkeit der Sichtweisen zu betonen?