Wissenschaftliche Sprache

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Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich eigenen Illusionen aufsitze und als Don Quijote gegen Windmühlen kämpfe, oder ob es sich lohnt, die eigene Meinung auch weiterhin zu vertreten: Worum geht’s?

Konventionen, was wissenschaftliche Sprache sei, und wie der angehende (und auch der ausgewachsene)Wissenschaftler zu schreiben habe, gibt es viele. Wie sinnvoll diese Konventionen sind, wird meist nicht hinterfragt, auf ihre Einhaltung wird aber rigoros bestanden. Weiterlesen

Relevanz von Geschichte

Mit Erstaunen schaue ich dieses Frühjahr öfter in die amerikanische Geschichts-Blogosphäre und auf die Geschehnisse, von denen dort berichtet wird.

Vor kurzem wieder ein Beitrag, der zwar sehr offensichtlich die gesellschaftliche und vor allem politische Relevanz von Geschichte zeigt, dies aber leider an einem Negativ-Beispiel. Worum geht’s?

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Historisches Denken

Was macht eigentlich historisches Denken aus? Wikipedia setzt dieses gleich mit Geschichtsbewusstsein, welches die äußere Welt anhand von Kategorien ordnet. Prinzipiell kann ich diesem recht gelungenem Wikipedia-Artikel nur zustimmen: historisches Denken vor allem als ein kontextualisieren und sinngeben zu betrachten.

Ein Punkt, der dort nicht explizit angesprochen wird: wie verändert die Beschäftigung mit Geschichte eigentlich das Denken des Historikers? Schließlich kommen wir nicht mit einem ausgeprägten Geschichtsbewusstsein auf die Welt, sondern entwickeln dieses erst in der jahrelangen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Besonders deutlich wird dies in Diskussionen mit frühen Semestern oder Wissenschaftlern anderer Disziplinen, die es (noch) nicht gewohnt sind, vergangene Zeiten zu betrachten und diese meist an den heutigen Umständen messen bzw. besonders betonen, dass es früher anders war. Je nach Gesprächspartner kann die Vergangenheit dann als etwas Mystisches, Ungreifbares verstanden werden.

Gerade solcher Austausch ist auch für den Historiker wichtig und eine Chance, sein eigenes Denken an dem Verständnis anderer zu messen – und dabei die eigene historische Denkweise kritisch zu hinterfragen.

Ein ganz konkretes Beispiel: mein Zeitempfinden hat sich seit Beginn meines Studium stark verändert – aktuelle Aufregungen und Debatten erscheinen mir oft übertrieben aufgeregt, allein durch den Gedanken, wie das wohl alles in einem, fünf, zehn oder hundert Jahren aussehen wird.  Ebenso bin ich ziemlich resistent geworden gegen das ‚Argument‘: „Das muß so sein, das war schon immer so!“ -> Nein, es war (egal was es ist) nicht immer so. Selbst etablierte Traditionen gehen meist „nur“ bis ins 19. Jahrhundert zurück, wie bereits Hobsbawm mit seinen erfundenen Traditionen feststellte.

Bloggen als Gegenstand der Forschung

Eine Woche ist nun seit dem Workshop in Basel „Geschichtswissenschaften und Web 2.0“ vergangen, der mich sowohl in der Vorbereitung als auch danach anregt, weiterzudenken und weiterzuforschen. Speziell zum Bloggen wurde in der Nachmittagssektion gefragt, warum man mit dem Bloggen angefangen hat und noch nicht wieder aufgehört.
Weitere Fragen, die sich mir stellen, betreffen die spezifische Gattung der „Wissenschaftsblogs“: was kennzeichnet einen Blog als einen solchen? Welche Regeln gelten dort, die bei anderen Blogs so nicht gelten? Welche Rolle spielen diese Blogs in der „traditionellen“ Wissenschaft?  – Ich bin mir sicher, dass weitere Fragen noch entstehen werden und die Reflexion über das Bloggen und Sinn und Unsinn von web 2.0 bei mir grade erst begonnen hat. Daher habe ich hier eine neue Seite eingerichtet, die nach und nach (meine langsame Posting-Frequenz soll als Vorwarnung dienen) sowohl mit Reflexionen über die Nutzung des Web 2.0 als auch mit Hinweisen auf entsprechende Angebote und interessante Texte befüllt werden soll. Weiterlesen

Die Wichtigkeit der Kaffeepause

Wie entstehen eigentlich wissenschaftliche Fragestellungen? – In meinem Fall oft in der wöchentlichen Kaffeepause mit der „Etage“. Da die Uni Mainz aus allen Nähten platzt, finden ab und zu Raumverteilungsaktionen statt, die zu ungewöhnlichen Kombinationen führen können. In meinem Fall sitze ich nicht bei den anderen Historikern, sondern auf einer Etage der Drittmittelprojekte: hier findet sich ein Projekt zur Kirchengeschichte, Arbeitsgruppen zu Alphabetisierung oder Nordischer Sprachwissenschaft, Doktorandengruppen der Geschichte, Medienpädagogik, Soziologie oder Sozialpädagogik und einzelne Mitarbeiter aus der Kunstgeschichte, Geschichte, Politik, Amerikanistik, Romanistik und Germanistik.  Weiterlesen

Geschichte und Öffentlichkeit?

Vor kurzem hörte ich einen Vortrag zu dem Verhältnis von Historischer Anthropologie und Kulturgeschichte, in dem u.a. versucht wurde, den Boom von populärer Geschichte (in Büchern, Filmen, Computerspielen, Stadtfesten, Reenactment, Reality Shows etc.), Aussagen von Naturwissenschaftlern, sie könnten jetzt Beweise für historische Fragen erbringen und damit Geschichte machen (z.B. das eine bestimmte Gruppe genetisch eng mit einer weit entfernten Gruppe verbunden ist, was auf Verwandtschaft bzw. Migrationsprozesse schließen lässt) und die Geschichtswissenschaft zusammenzubringen.

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Mal was Grundsätzliches

Eine wichtige Aufgabe eines Historikers ist es, über seine eigene Arbeit zu reflektieren. Meistens geschieht dies ganz unbewussst, doch hier an dieser Stelle möchte ich versuchen, meine Reflektion offenzulegen.

Genauer möchte ich danach fragen, was der Historiker eigentlich so macht, wenn er Geschichte betreibt und damit auch wie und warum er an historische Themen herangeht?
In einem zweiten Schritt frage ich dann, was meine eigenen Vorstellungen von Geschichte und Vergangenheit sind und unter welchen Voraussetzungen/ Vor-Annahmen ich Geschichte betreibe?

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Vorstellungen von Globalität im 18. Jahrhundert

Bei der Suche nach einem Thema für die Promotion, bin ich auf zahlreiche interessante Ideen gestossen, die sich jedoch nicht alle verwirklichen lassen. Zumindest nicht innerhalb nur einer Promotion mit begrenzter Zeit.

Einige Ideen hatten sich soweit entwickelt, daß ich sie Euch hier präsentieren kann, um entweder einen Einblick in Fragestellungen der Geschichtswissenschaft zu geben, Anregungen zu vermitteln (sollte ein Leser Interesse an einem solchen Thema haben oder mir weitere Anregungen geben, gibt es virtuelle Cookies 🙂 ) oder einfach einen ersten Eindruck von einem neuen Thema zu bekommen.
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Überraschende Erkenntnis

Langsam erreicht es auch mein Bewußtsein, daß ich nun wirklich mein (Magister-)Studium abgeschlossen habe. Ich bin nun Historikerin. Rein praktisch bedeutet das, daß ich – neben meiner Arbeit in einem Projekt an der Uni – mich nun erneut auf Themensuche begebe und das nächste Projekt – die Promotion – ansteht. Abgesehen von einer zeitlichen Eingrenzung auf die Frühe Neuzeit bin ich mit meiner Suche aber noch nicht sehr weit – erstmal erweitere ich mal wieder mein Fakten- und Methodenwissen. Weiterlesen

Schreibübungen

Die letzten paar Tage habe ich mich erneut – oder noch immer – hauptsächlich mit organisatorischen Fragen und Problemen beschäftigt bzw. allgemeine Vorarbeiten für die Magisterarbeit geleistet. Dabei habe ich auch mit großem Gewinn einen Kurs zum wissenschaftlichen Schreiben der Abschlussarbeit (allein der Kursname passte bei mir, zu dem Termin, haargenau) an meiner Uni besucht. Dabei sind einige Schreibübungen entstanden, die ich euch Lesern nicht vorenthalten will. Sie führen kurz in mein Thema ein und zeigen einige der Proleme auf, ohne dass man zuviel Vorkenntnisse besitzen muss. Ich schreibe die Texte einfach ohne Überarbeitung ab, wobei man dann auch prima einen Unterschied zum normalen Stil erkennen kann 🙂 Weiterlesen

Problem gelöst? – Weitere Gedanken zu historischen Problemen

Nachdem das Problem noch ein bisschen im Kopf herumgewandert ist, würde ich in gewisser Weise ChaosPhoenix zustimmen: ja, auch Historiker lösen Probleme; aber ihre Hauptarbeit würde ich doch eher als analysieren, beschreiben und Bedeutung geben beschreiben. Dabei treten dann manchmal Probleme auf – vor allem bei der Quellenkritik oder bei konkreten Sachfragen -, aber meist geht es eher nicht so klar hierarchisch/ argumentativ/ strikt logisch aufeinander aufbauend zu, wie das die Ratgeber-Bücher sich idealerweise vorstellen. Die Quellen können eben über mehr als eine historische Wahrheit Auskunft geben und es gibt nicht unbedingt ein „wahr“ oder „unwahr“ in der Geschichte, sieht man von dem kleinsten Baustein – der Echtheit einer Quelle – ab.

Probleme lösen durch Geschichte?

Wiedereinmal bin ich über die Stelle in einer Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten gestolpert, die rät, das Kernproblem ausfindig zu machen und wie man den eigenen Lösungsweg am besten argumentativ vertritt. Auch wenn das manchmal auch in der Geschichtswissenschaft vorkommt, halte ich die meisten historischen Themen nicht für etwas, was heute Probleme aufwirft, die gelöst werden müssen. Vielleicht verstehe ich „Probleme“ und „lösen“ auch zu eng bezogen auf eine Handlungsmöglichkeit? Meist interessiert mich an vergangene Ereignissen einfach, wie es gewesen ist. Ganz naiv! Weiterlesen

Zwei Kulturen?

Da verfolgt einen nun schon das ganze Studienleben die Rede von den zwei Kulturen (den Geisteswissenschaften und den Naturwissenschaften), die ja auf C.P. Snow zurückgeht; und kaum liest man mal den Originaltext, relativiert sich das ganze. Snow schreibt aus einer ganz spezifischen Situation in den 1950er Jahren in England ein Plädoyer für eine Anerkennung und Verbesserung der Situation der Naturwissenschaften und der Technologien.
Hört man heute davon, ist aber aus diesem – eigentlich recht kurzen Text – die absolute Trennung und Unvereinbarkeit der beiden Wissenschaftsarten geworden.
Dabei war das gar nicht Snows Absicht, wie er in einem späteren Kommentar, aber auch im Text selbst, deutlich machte. Sein Ziel war es eher, die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Wissenschaftlern anzuregen und zu versuchen, die Kluft, die er sieht, zu schließen oder zumindest Brücken zu bauen. Weiterlesen

Die Arten von Geschichte

So, nachdem ich mich zur Prüfungsvorbereitung (mein letzter Schein, yay!) wieder mit Geschichtsphilosophie von der philosophischen Seite her auseinandergesetzt habe, fiel mir ein Aspekt auf, der mich daran störte: es scheint, als ob in der Geschichtsphilosophie nie richtig zwischen unterschiedlichen Arten der Geschichtsschreibung getrennt wurde. Da werden Chroniken, teleologische Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, „Große Erzählungen“ und kleine Einzeluntersuchungen nicht unterschieden. Oftmals habe ich das Gefühl, die Geschichtsphilosophie hat vor allem die großen Erzählungen vor Augen. Kein Wunder, dass ich mich dann immer frage, wie denn nun jede Art von Geschichte narrativ sein soll und es angeblich keine nicht-narrative Geschichtsschreibung gäbe.
Auch in anderen Bereichen wird diese Unterscheidung nicht oft gemacht. Am besten habe ich sie bei Nietzsches „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ gefunden. So wie ich es sehe, gibt es grundsätzlich erstmal drei Arten der Geschichtsschreibung: die Chronik, die möglichst alle Daten in einem bestimmten Gebiet sammelt; die Einzeluntersuchung, die alles oder nur Aspekte über ein bestimmtes Themengebiet darstellt und die – ich würde es so nennen – Geschichtserzählung, die einen Zeitraum behandelt und versucht, Bedeutung zu finden.
Diese könnte man bestimmt noch mehr unterteilen oder noch mehr Bereiche finden, die auch einen ganz eigenen Ansatz haben?

Schreibprozess

Jede wissenschaftliche Arbeit die ich bis jetzt geschrieben habe, hat sich nach einer Weile ihren eigenen Schreibstil erzwungen und war anders – nicht nur vom Inhalt – als alle anderen. Damit meine ich vor allem die Art des Herangehens und die Darstellung, die sich immer erst im Laufe einer Arbeit herauskristallisiert. Lässt mich manchmal wundern, ob nicht jede Arbeit ein Eigenleben hat?
Zudem stellt sich die Frage, ob ich irgendwann doch noch eine bestimmte Art der Darstellung und Herangehensweise finde, und ob das überhaupt wünschenswert ist?

Was ist Geschichtsphilosophie?

Tja, der erste Eintrag in meinem ersten Blog… Gar nicht so einfach —- am besten ich fang einfach mittendrin an:

Heute habe ich einen sehr interessanten Vortrag von Dietmar Hübner zu seiner Diss. „Entscheidung und Geschichte“ gehört und mich mal wieder darüber gewundert, wie unterschiedlich „Geschichtsphilosophie“ (was auch immer man jeweils darunter versteht) von Philosophen und Historikern betrieben wird.
Obwohl beide der Frage nachgehen, was Geschichte ist und wie man sie betreiben sollte, scheint man nicht in den Dialog zu kommen. Es gibt auch nur wenige Autoren, auf die sich beide Disziplinen gleichermaßen beziehen: Hegel und Nietzsche. Die meisten Historiker kennen Arthur Danto nicht, dessen „Analytische Philosophie der Geschichte“ ich sehr aufschlussreich fand und viele Philosophen beachten die Werke von Ranke nicht, die so wichtig für die Historiker sind. Oder ist das nur hier so? Gibt es erfolgreiche Ansätze, die Philosophie und Geschichtswissenschaft in sich vereinen? Oder gibt es auch Gründe, grade die Unterschiedlichkeit der Sichtweisen zu betonen?